nachdem ich in letzter Zeit immer öfter gefragt wurde, WIE ich genau von Hand nähe, kommt hier nun eine kleine bebilderte Anleitung nach bestem Wissen und Gewissen erstellt. :-)
Falls ich irgendwas unklar beschrieben habe oder vergessen habe, sind Rückmeldungen gerne erwünscht. Urheberrechte dürften auch nicht verletzt sein.
Früher hätte ich mir nie vorstellen können, dass mir das mal Spaß macht - aber da unsere beiden Kinder (1 und 2) es wenig lustig finden, wenn Mama bei bestem Wetter an der Nähmaschine sitzt - und die Abende einfach zu kurz sind, musste irgendwas passieren, damit das Nähen nicht gänzlich stockt. Durch die Sterne vom Moon Glow mit ihren zig Y-Nähten bin ich dann darauf gekommen, es einfach mal zu probieren.
Grundsätzlich nähe ich also nach einer Mischung aus der Technik von 2 namhaften Künstlerinnen: Linda Franz und Jinny Beyer. Gute Lektüre hierzu findet sich in den beiden Büchern
- Quilted Diamonds 1 + 2 (Linda Franz) bzw.
- Quiltmaking by Hand (Jinny Beyer).
Der erste Schritt ist das übertragen des Schnittes auf den Stoff. Dabei kann man grundsätzlich jeden Block nachnähen, sobald man die Form/Größe der Einzelteile hat. Ich persönlich arbeite sehr gerne mit Schablonenmaterial, sobald die Teile mehrfach verwendet werden. Dieses ist aus einem biegsamen, weichen Kunststoff (gibt es normal oder hitzebeständig). Darauf markiere ich die Teilumrandung miteinem wasserfesten Stift und ergänze die wichtigsten Angaben (Projektabkürzung, falls vorhanden Teilbezeichnung - hier H für Hintergrundstoff - und möglichst den Fadenlauf - das spart später Ärger ;-) ).
Ansonsten (beim Dear Jane zum Beispiel) lasse ich mir auch gelegentlich die Schablonen auf Papier ausdrucken und diese dann direkt. Spart je nach Block viiiiel Zeit.
Danach markiere ich die Umrandung mit einem geeigneten Stift (dazu ein ander Mal mehr).
Im Beispiel habe ich einen Block gewählt, bei dem ich zunächst keine Nahtzugabe hatte. Falls diese doch da ist, kann man den 2. Schritt weglassen, dafür aber ggf. die Nählinie eintragen (s.u.).
Nun umrande ich den bereits markierten Rand mit einem weiteren, der die Schneidelinie sein wird, also im Abstand von 1/4 Inch vom Teilchen und versuche direkt mit dem Rotary Cutter zu schneiden, damit nicht zu viel Abweichung durch die Stiftbreite entsteht.
Wenn ich mit z. B. Dreiecken arbeite, so schneide ich den Rand zurück, was man auf der nächsten Abbildung auch sieht. Diesen schneide ich senkrecht zur Winkelhalbierenden der Dreiecksschenkel im Abstand von etwa 1/4 Inch. Klingt kompliziert, das Bild dürfte es aber erklären.
Falls ich mit kompletten Schablonen (d. h. inkl. Nahtzugabe) arbeite, muss ich natürlich noch eine Orientierung für meine Nählinie haben. Da scheiden sich lt. Jinny Beyer die Geister, ob das erforderlich ist, oder nicht. Meine Erfahrung der letzten Wochen ist, dass ich (nach ca. 3 Monaten heftigen Übens) noch nicht darauf verzichten will, da es mir Sicherheit gibt. Bestimmt werde ich das in 5 Jahren anders sehen. ;-)
Dazu orientiere ich mich dann von der Schneidekante um einen knappen (!!!!) 1/4 Inch nach innen und markiere die Teile.
Sobald alle Teile ausgeschnitten und markiert sind, lege ich sie so aus, dass ich den Block erkenne.
ACHTUNG: da oftmals Assymetrien in Blöcken sind, macht es Sinn, den Block mit der Rückseite nach OBEN auszulegen. Hier liegen noch die Teile mit der unmarkierten, also rechte Seite, nach oben (hab vergessen, vom anderen ein Foto zu machen).
Sehr nützlich ist in diesem Zusammenhang auch ein kleines Extra, das ich mal bei Linda Franz im Video auf QNN gesehen hatte. Meines ist leider noch nicht ganz fertig, aber ich wollte nicht mehr ohne sein....
Das gute Stück besteht aus 2 Seiten (hell - hier zu sehen - und dunkel), und ist wie ein Miniquilt umrandet. Meine Eine Seite ist noch offen, weil es später wie eine Buchseite in eine Umhüllung eingesetzt werden soll, damit ich es besser schützen/transportieren kann... Die eigentlich geniale Idee daran ist es, dass unter dem inneren Stoff (hier creme) Baumwollvlies (aus Resten, 4 Teile) ist. Das habe ich dann auf der Kante zum weißen Stoff abgesteppt, um Herrin der Lage zu bleiben. Danach noch ein Binding herum - fertig.Dadrauf kann ich darauf nicht nur meine Teile ablegen, um die Orientierung zu behalten, sondern sie auch mit den kleinen Appli-Stecknadeln von Clover senkrecht hinein gesteckt auf der Terasse vor Windstößen schützen. Sogar wenn meine Zwerge je dochmal einen Zipfel davon auf dem Tisch erwischen, ist nicht gleich der ganze Block in alle Winde zerstreut.
Im nächsten Schritt geht es dann nun endlich richtig mit Nähen los! Ich nähe am liebsten mit Baumwollgarn 50/3 und 11-er Between-Nadeln.
Am Ende meines Fadens ist der bekannte "Quilter's Knot", d. h. mit Daumen und Zeigefinger den Faden an der Nadel festhalten, ca. 4 Mal drumherumwickeln und den Faden festhalten, dabei die Nadel durch die Verwickelungen bis zum Ende ziehen. Fertig. (bebilderte Anleitung oder Minivideo vielleicht ein anderes Mal *lach*).
Das Stecken:
Ich stecke die Teile wie folgt: beginnend vom Ende der Nähstrecke (hier links im Bild). Mit der Stecknadel durch die Eckmarkierung des oberen (cremfarbenen) Stoffes hindurch. Anschließend suche ich nach der Eckmarkierung des unteren, also hellblauen Stoffes hindurch.
Da ich lange mit der Maschine genäht habe, bin ich dieses Stecken gewohnt und komme damit auch gut beim Handnähen klar. Manchmal pieckst es dann in der linken Hand beim Nähen, aber das ist okay.
Jinny Becker steckt von unten nach oben (also der bunte Glaskopf wäre dann nicht in der Luft, sondern irgendwo unterhalb vor dem Stoff und somit in der linken Handinnenseite beim Nähen).
Mir ist wichtig, dass der erste Einstichpunkt auch gleichzeitig der Eckpunkt ist, weil ich später genau dort enden werde.
Im Nähbeispiel genügt 1 Stecknadel, sobald die zu nähenden Strecken länger werden, stecke ich mehr. Hier ist die 2. Nadel gleichzeitig die Nähnadel. Mit dieser gehe ich genauso durch die beiden vorderen Eckpunkte und steche gleichzeitig (also bevor ich den Faden durchziehe) ca. 2 mm weiter auf der Nahtlinie wieder nach vorne zurück ("running stich"). Wenn alles stimmt (ich kontrolliere nochmal, ob ich hinten auch auf der Nählinie bin), dann ziehe ich den Faden durch und beginne auf der Hälfte zwischen diesen beiden Punkten meinen eigentlichen running stich. Dadurch entsteht vorne 1"back stich" /Rückstich.
Meist nehme ich dann so zwischen 3 und 5 Stiche auf die Nadel, je nach Stoffdicke, wobei ich nach ca. 5-8 Stichen mit einen längeren Stich nach oben komme. Den Faden locker anziehen, so dass das Teil gleichmäßig fällt.
Der längere Stich unten ist dann der erste Schritt zu einem Sicherungsstich (back stich) der die Naht gleichmäßig hält und Verziehen vermeidet. Dann geht es also gleich weiter, den Rückstich und aus diesem heraus die nächsten Stiche vorwärts.
Ich versuche, gegen Ende die verbleibende Strecke so einzuteilen, dass ich von unten genau an der Stecknadel hochkomme. Sollte das einmal nicht gelingen, gibt's dort halt einen weiteren back stich. ;-)
Sobald ich oben bin, kommt der Sicherungsrückstich, den ich aber zunächst nicht ganz anziehe, sondern vorher 2 x mit der Nadel durch die Schlaufe gehe, um dann erst anzuziehen. Dieses mache ich auch vor Schneidepunkten mit anderen Nähten. Ist zwar besch... zum Aufmachen (Fehler passieren auch in diesem slow motion Verfahren *lach*), aber es hält bodengut!
Auf diesem Bild (es ist vom nähen her gesehen auf eine Unterseite fotografiert) sieht man gut auf der Hälfte der beiden Nähte, sowie an den Enden die Sicherung durch den Rückstich.
So sieht mein fertiger Block von der Rückseite her aus. Dabei sieht man bereits, dass die Nahtzugaben der Y-Nähte wesentlich besser und geschmeidiger fallen als sonst.
Dummerweise habe ich die Schablone für den dunkelblauen Stoff seitenverkehrt verwendet, so dass man auf dem nächsten Bild die Markierlinie am Rand sieht - aber beim guten Clover White Pen (Nr. 517), der dampf- und wasserlöslich ist, ist das alles kein Problem *grins* - nur BITTE, BITTE nicht BÜGELN für's Fotoshooting, sonst ist die Markierung beim Teufel *LOL*... (passiert einem genau einmal.... *schmunzel*).
Fertig :-))
Grüßlies,
Nadine.
2 Kommentare:
Wow, da hast du dir aber Mühe gemacht mit dieser Anleitung. Gut verständlich, schöne Fotos, was will man mehr....????
Liebe Grüsse
von Susanne
Danke für die ausführliche und kleinschrittige Anleitung, liebe Nadine. Ich bin verblüfft, wie gut das handnähen geht - und es ist so viel ruhiger als mit der Maschine zu nähen.
LG
Doris
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